Geschichte des Linedances
Die ursprüngliche Form des Tanzes ist – wie die Entwicklung des Volkstanzes in vielen Kulturen zeigt – der
Gruppentanz. Line Dance ist konzeptionell ein Gruppentanz, auch wenn Soli möglich sind. Er wird deshalb
häufig als eine moderne Ausprägung des ursprünglichen Gruppentanzes gesehen. Damit bildet der heutige
Line Dance (nicht zu verwechseln mit anderen historischen Linien-Tanz-Arten) das Gegenstück zu allen
traditionellen und modernen Formen des Paartanzes.Der Line Dance entwickelte sich gemäss den gesicherten
Berichten im Laufe des 20. Jahrhunderts hauptsächlich in den USA, teilweise aus dem Showtanz. Die US-TV
Sendung American Band Stand (1952 bis 1989) hatte bereits im ersten Jahr 1952 eine wöchentliche Rubrik in
der die jeweils neuesten Line Dances vorgestellt wurden. Der Beitrag von Line Dance zur damaligen
Tanzkultur in Clubs und Tanzlokalen war eine Ergänzung zum vorherrschenden Paartanz. In Europa, bedingt
durch die Nachkriegsordnung des 2. Weltkriegs und der verbreiteten Meinung dass insbesondere die
amerikanische Musik besonders modern sei, wurde auch Line Dance, etwa ab den 1960er Jahren, in Discos
öffentlich praktiziert. Einer der bekanntesten noch heute getanzten Line Dances, der Electric Slide - auch als
Freestyle bekannt, wurde aus Anlass der Eröffnung der Disco Vamps am Broadway in New York von Ric Silver
im Jahr 1976 choreographiert. Zusätzliche öffentliche Beachtung erlangte Line Dance unter anderem durch
eine szenische Darstellung im erfolgreichen Tanz-Film Saturday Night Fever mit John Travolta aus dem Jahr
1977, der die Tanzclub- & Disco-Szene im New Yorker Stadtteil Brooklyn als Rahmen aufgreift.Schliesslich
wurde der Line Dance von der US-Country-Industrie als ergänzendes Marketing-Instrument aufgegriffen. Diese
kombinierte ihn mit ihrer Musik und bestimmte damit dessen primäre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit für
mehrere Jahrzehnte. Das führte unter anderem zur für viele gängigen Zuordnung von Line Dance zur Kategorie
Country & Westerntanz. Als Meilenstein zur endgültigen amerikanischen und welt-weiten Verbreitung gilt der
Musik-Titel Achy Breaky Heart in der 1992er Interpretation des US-Musikers Billy Ray Cyrus, dem mehrere sehr
bekannte und beliebte Line Dances choreografisch und faktisch durch die Tanzpraxis zugeordnet sind.
Zwischenzeitlich hat sich Line Dance in Art und Umfang zu einer eigenständigen, mehr als nur abendfüllenden
Tanzart entwickelt. Das bemühte Musik-Spektrum besteht weiterhin aus Pop- & Disco-Titeln und aus Country-
Titeln, jedoch sind noch eine große Menge anderer tanzbarer Gernes dazu gekommen, so etwa Rock, Klassik
und die zahlreichen Arten regionaler Musik, so dass im Endeffekt keine wirkliche musikalische Begrenzung
mehr möglich ist. In Deutschland ist Line Dance als Freizeitsport seit 2002 anerkannt. Im Rahmen des
Deutschen Tanzsportabzeichens (DTSA) gibt es eine eigene Prüfung für Line Dance.